Arbeit Projekt

Fleischerei-Fachmesse

21. Mai 2012

„Lieber Christian, 

nachdem ich mir das Programm des operncamps angesehen habe, stelle ich mal schlicht die Frage: Ist das wirklich ein barcamp? Was war der Hintergrund für eure Programm-Planung?

Liebe Grüße

…..“

So hätte sie aussehen können, die E-Mail, von mir aus auch der Chat oder die Briefpost. Stattdessen:

Ist das Euer Ernst @operncamp ? Vormittags fast nur Eigenwerbung, nachmittags 2h15′ für Sessions? Sorry, aber das haut nicht hin #nobarcamp

Was Stefan Evertz, mit Sicherheit einer der erfahrensten barcamper in Deutschland, bewogen hat, in dieser Form einen Mini-Rant loszulassen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ebenso wenig, warum er denkt, dass er da mal hinlangen kann, ohne jegliche Kenntnis der Materie Oper und Orchester. Überraschend auch der Zeitpunkt. Überraschend, weil ich als Organisator der Konferenz, des Camps, des Treffens auf der dazugehörenden Blog-Seite den „Entwurf“ eines Programms vor Wochen schon dort eingestellt hatte, mit der Bitte um Diskussion. Da kam mal nix.

Seit vielen Wochen mache ich  mir unglaublich viele Gedanken um das Format dieser Austausch-Plattform „operncamp“, wie ich sie weiterhin nenne. Und habe versucht, einige wertvolle Erfahrungen aus anderen Veranstaltungen einfließen zu lassen.

1. Die mangelnde Erfahrung der Zielgruppe mit barcamps. Wenige Internet-Schaffende aus den Kultureinrichtungen wissen, was das ist, haben damit keine Erfahrung. Natürlich weiß ich, dass das barcamp-Format auch für „Unwissende“ geeignet ist, wollte aber dennoch den persönlichen Austausch untereinander noch mehr fördern. So entschied ich mich in meinem Entwurf für den Start mit einem kurzen Vortrag. Noch dazu mit Axel Kopp, den ich aufgrund seiner Ideen und seiner ausgezeichneten konstruktiven Kritik bisher nur digital kennen gelernt habe. Und: Einer verhältnismäßig langen Zeit für die Diskussion. Kann nicht so schlecht sein, oder? Dachte ich mir.

2. Das Umfeld. Natürlich bin ich sehr froh, dass das „operncamp“ in Heidenheim stattfinden wird. Und dass ich als Initiator der opernwerkstatt für die Heidenheimer Opernfestspiele nur zu gern die Gelegenheit nutze, unser Umfeld vorzustellen. Wobei ich natürlich hoffe, dass unser Projekt im Kulturbetrieb hinlänglich bekannt ist. Das seltene Glück, das die Proben für die diesjährige „Carmen“-Inszenierung dann begonnen haben, wird, so ist meine Hoffnung, auch die Internetler der Kultureinrichtungen interessieren. Austausch untereinander inclusive.

Dass es Vorteile hat, diese Veranstaltung in Heidenheim auf die Füße zu stellen, ist doch klar. Unkomplizierte Raum- und Technikbeschaffung, spannendes Umfeld (siehe oben), et cetera. Mir das als „Werbeveranstaltung“ darzustellen finde ich schlichtweg blöd.

Warum „Fleischerei-Fachmesse“?

Für mich ein Synonym für jeden anderen Titel einer Veranstaltung, ohne den Fachleuten für Fleisch ans Fleisch zu wollen. Mein Credo seit Jahren ist, dass wir als Digitale unsere Nerdtreffen verlassen müssen, wenn wir andere für Digitalien begeistern wollen. Feuerwehr-Fachmesse, Fachmesse für Lackierer, denkt euch was aus.

Dies bedeutet aber auch, vielleicht auf die bisher geliebten und geschätzten unkonventionellen Konventionen zu verzichten, die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade sind. Mein seit Wochen beliebtestes Beispiel: Die von mir auf dem stARTcamp München angebotene Session  „twitter Basics“ hatte mehr als 20 Teilnehmer, die bis auf wenige Ausnahmen noch keine Berührung damit hatten.

Dass es mit dem Aufeinanderzugehen auch auf anderen Ebenen so noch nicht jetzt gut funktioniert, sehe ich allein an der sonst sehr geschätzten t3n: Dort ist mittlerweile auch das „operncamp“ aufgeführt. Ich hatte es nicht gesehen. (aktualisiert)

Ach, Leute, geht’s jetzt wieder?

cdv!

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  • Wibke 21. Mai 2012 at 12:56

    Lieber Christian,

    ich sehe das so wie Du. Wir hatten beim ersten stARTcamp Köln auch vier fest vereinbarte Vorträge – gerade weil wir davon ausgehen mussten, dass die meisten Teilnehmer zunächst mal mit einem „Barcamp“ wenig anzufangen wissen. Diese Annahme ist bestätigt worden – etwa 3/4 aller stARTcamper waren niemals zuvor auf einem Barcamp oder wussten vorher, was das ist.

    Vorab einige Vorträge nennen zu kennen, gab manchen Teilnehmern auch Argumente gegenüber ihren Arbeitgebern in die Hand. Wer vorher niemals an einem Barcamp teilnahm und nur eine verschwommene Ahnung hat, was das nun sein mag, wird Probleme haben, den Teilnahmewunsch gegenüber einem Chef oder einer Chefin hinreichend zu begründen.

    Mal abgesehen von diesen Erfahrungen halte ich das Format „Barcamp“ aber auch für etwas, mit dem sich spielen lässt. Oder gibt es eine Barcamp-Polizei, die einen bei Verstößen gegen Barcamp-Gesetze verhaftet?

  • Stefan Evertz 21. Mai 2012 at 13:05

    Hallo Christian, vermutlich weißt du es nicht, aber ich habe ein zweistellige Zahl von BarCamps organisiert, u.a. auch verschiedene ThemenCamps – bin also ganz sicher „in der Materie“. Ich spare mir an dieser Stelle die Frage, wieviele BarCamps du bisher als Organisator oder als Teilnehmer begleitet hast und würde mich freuen, wenn du diesen Aspekt im ersten Abschnitt weniger mißverständlich und auch weniger ehrenrührig formulierst.

    Gruß,

    Stefan

    • cdv 21. Mai 2012 at 14:49

      Stefan, ich finde das bisher wenig ehrenrührig formuliert. Im Gegenteil. Aber in den Bereichen Oper, Orchester bist du nicht so zu Hause, oder?

  • Oliver Gassner 21. Mai 2012 at 13:10

    Nun, ich denke das Stefan das stört, was viele Barcamporganisatoren stört: dass unter den Label Barcamp etwas gemacht wird, was keins ist und dass das auf die ’normalen‘ Barcamps (negativ) zurückfällt.

    ich habe schon ‚Barcampsimulationen‘ mit Eröffnungsvortrag/Panel erlebt: danach ist die Luft raus (zumal wenn es ein Tag ist).

    Ich hab erst kürzlich (mit 2 BC_Erfahrenen und 50 Unerfahrenen ) wieder ein Tagescamp (im Rahmen einer internen Veranstalktung) gemacht (ohne große Vorrrede und Kulturcoaching) und alle waren begeistert. Austausch gabs auch jede Menge (warum der durch einen Vortrag gefördert wird, entzieht sich mir, WENN dann am Vorabend. oder man nennt es eben nicht Camp sondern „OpenSpace Oper“ oder so).

    Wie gesagt, die langjährigen Organisatoren von BARcamps ärgert, dass das Konzept verwässert wird. Immer unter der Hypothese, dass ‚reguläre‘ Barcamps mit am besten funktionieren. Nach 40+ Camps, ‚reinrassigen‘ und Hybriden, kann ich denke ich sagen: Ja, ‚klassische‘ Camps funzen am besten. (Mein Google-Alert schlkägt übrigens fast täglich an beim Thema Barcamp, inzwischen sind es sehr sehr oft Mischformen bzw. Barcamps als Modul in andere Events eingebettet)

    Was ich jetzt noch nicht verstanden habe: wollt ihr jetzt ’normale Digitalos‘ da haben oder nicht?

    • cdv 21. Mai 2012 at 14:44

      Wir wollen in erster Linie die erreichen, die digital für die Kultureinrichtungen arbeiten. Und Digitalos sind auch herzlich willkommen ;)

  • Ulrike Schmid 21. Mai 2012 at 13:26

    Hallo Christian,

    als Kennerin der Materie – ich denke es geht hier um die Materie Kulturszene – stimme ich dir zu, dass v. a. im Bereich klassische Musik wenige wissen, was ein Barcamp ist.

    Stellt sich allerdings die Frage, ob dann ein Barcamp das richtige Format für diese Zielguppe ist oder ob nicht eine Tagung die bessere Wahl wäre.

    Um die Kulturschaffenden mit dem Format vertraut zu machen finde ich es völlig legitim vorab Vorträge festzulegen. Die Betonung liegt allerdings auf Vorträge und nicht so sehr, einen Großteil der Zeit mit der Vorstellung der Opernfestpiele zu verbringen und einen Keynote-Speaker zu haben.

    Zu t3n. Der Streuverlust ist viel zu groß. Ich denke nicht, dass die Zielgruppe vom Operncamp t3n liest. Und die wenigen, die es lesen, hast du dann bereits über andere Kanäle erreicht.

  • 50hz 21. Mai 2012 at 13:57

    Lieber Christian, lieber Stefan,

    da ich Euch beide zu meinen Freuden zähle, eine herzlich Bitte. Redet miteinander, bevor das hier in ein völlig überflüssiges Gemetzel ausartet.
    Ich bin mir vollkommen sicher, dass niemand – Christian schon mal gar nicht – an der Kompetenz von Stefan als Mr. Barcamp Deutschland zweifelt. Die obigen Formulierungen geben das für meine Begriffe auch nicht her.
    In sofern wäre die Kritik von Stefan sicher auch auf guten Boden gefallen, wenn sie vielleicht etwas weniger knapp und etwas weniger öffentlich ausgefallen wäre.
    Umgekehrt glaube ich, dass Stefan den guten Argumenten von Christian etwas abgewinnen könnte, wenn sie nicht gleich als Blogartikel erschienen wären.
    Die Diskussion, die ihr führt ist richtig und wichtig. Sie sollte daher konstruktiv geführt werden. Alle würden davon profitieren.
    Im übrigen: Wer angefangen hat, den konstruktiven Pfad zu verlassen, ist ziemlich egal. Vertragt Euch. Redet miteinander. Lernt voneinander.
    Sonst… ;)

    Grüße

    Djure

  • Hagen Kohn 21. Mai 2012 at 14:50

    @50hz
    Genau! Redet miteinander und spart euch zeitraubende Kommentare, die niemanden weiterbringen. Hinterher sind wir alle schlauer.

    Ich finde den Label #Operncamp übrigens gut und drücke den Veranstaltern die Daumen.