Allgemein Arbeit

Was wollen wir eigentlich?

23. November 2012

Oder anders: Brauchen wir eine Alternative zu facebook? Während Christian tumblr ins Feld führt (zum Anlass der Diskussion komme ich später noch….), ist es nach meiner Meinung nach nicht die Frage, ob facebook sich ändert, und damit gut ist. Sondern vielmehr die Frage, die ich im Titel aufgeführt habe: Was wollen wir eigentlich?

Die digitale Vernetzung stellt uns vor neue Fragen. Vernetzen wollen sich alle. Wirklich alle? Oder anders gefragt: Wie können sich Menschen, Marken, Organisationen und Unternehmen in diesem Netz treffen? Denn genau darum geht es.

Während die privaten Nutzer ihren Leidenschaften und ihrer Neugier und ihrem Mitteilungsdrang nachgehen möchten, wollen sie dies zuweilen auch gegenüber Marken und Unternehmen tun. Weil es Teil ihrer Leidenschaft ist, weil es Teil der Leiden ist, die sie haben. Weil es Teil der Vernetzung ist. Gleichzeitig wollen ob dieser Vernetzung auch Unternehmen, Organisationen und Marken ihre Fans, Freunde und Kritiker treffen. Dialog ist angesagt. Gut also, wenn man sich treffen kann. Vielleicht bei facebook. Vielleicht auf einer anderen Plattform.

Dies hat facebook in den letzten Jahren einigermaßen, manchmal mit viel Ach und viel Krach, zusammen bekommen. Ein Teil des Erfolgs, ein Teil des Wachstums, ein Teil der Motivation. Jene nämlich, die dazu geführt  hat, etwa so viele deutsche Bürger dazu zu bewegen, sich auf einer Plattform anzumelden. Und sogar aktiv zu sein.

facebook befriedigt die einfachsten Bedürfnisse dieser Menschen: Etwas aus ihrem Umfeld erfahren zu können. Etwas sehen zu können. Ihre Begeisterung für Marken und Aktionen teilen zu können. Ihre Kritik zu äußern. Sich organisieren zu können. Sich miteinander unterhalten zu können, und sich miteinander unterhalten zu können, ohne das andere das mitbekommen. facebook bietet den Raum dafür.

Und ab hier scheiden sich dann die Geister. Obgleich ich die Begeisterung Christians für tumblr teilen kann, weil es eine wirklich gute Plattform ist, die durchaus Begeisterung wecken kann; ein ernsthafter Wettbewerber zu facebook wird tumblr so nicht werden. Es ist technisch nahezu perfekt, es bietet nur diesen Raum nicht, den die Menschen in diesem Netz und auf einer Plattform für sich haben wollen. Und es bleibt dabei, lieber Christian: Die 90 – 9 – 1 Regel rulez. Es braucht die Masse, weil nur dann eine solche Plattform leben kann. facebook hat das geschafft. Da führt so schnell kein Weg dran vorbei.

Was uns wiederum zum Wettbewerb führt. Ein ernsthafter Wettbewerber zu facebook fehlt. g+ kann, wenn auch technisch ebenso begeisternd wie tumblr, derzeit nicht die Grundbedürfnisse der Masse Mensch zufrieden stellen. Mag am Look & Feel liegen, mag an anderen Dingen liegen; wobei ich manchmal ahnen möchte, dass Google seiner Zeit hier schon wieder zu weit voraus ist. Erinnert euch an das geniale wave.

Dennoch tut Wettbewerb dringend not. Weil es ein wichtiger Motor und damit Antreiber ist, besser zu sein als der andere. Zum Nutzen der Nutzer. Wenn facebook niemand das Wasser reichen kann, werden sie weiter ihren Wasserkopf ausbauen, die Plattform verwalten. So lange, bis auch die Anteilseigner irgendwann irgendeinen Gewinn daraus schöpfen können. So lange kein anderer Anbieter angreift, ist keine Eile geboten. Das beste Beispiel dafür ist übrigens Microsoft, das zweite ist Nokia. Und wer heute sieht, wie diese beiden Unternehmen agieren, kann eine Ahnung haben, wie facebook irgendwann aussehen kann.

Leider war zu wenig Mut in den letzten Jahren da, dass sich Ideen oder Ansätze (von Diaspora mag ich nicht reden) so weit entwickelt haben, um genügend Entwicklungs-Kapital aufzutreiben. Der Vorsprung, den facebook entwickelt hat, ist derzeit so groß, dass es eine Menge an Aufwand braucht, diesen einholen zu können. Vielleicht erleben wir dies, wenn asiatische Unternehmen den Expansionsdrang ihrer Plattformen auf der Welt austoben wollen. Das könnte noch interessant werden, weil sie ein anderes Gefühl für die Masse haben, die es braucht.

Zu guter Letzt, lieber Christian, noch etwas Recherche-Handwerk an die Hand gegeben: Auslöser meiner Meinungsäußerung, die dich zum Post und mich zur jetzigen Replik brachte, war der Tweet einer gewissen @punktefrau, in der sie auf den guten und in diesem Zusammenhang durchaus noch einmal linkwertigen Beitrag von Martin Weigert auf netzwertig verwies. Vielleicht kennst du sie ja…. :D

cdv!

 

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