Amazon öffnet Türen. In diesem Fall die eigenen. Etwa die der Deutschland-Zentrale in München. Zum ersten Mal kamen jetzt etwa 20 Besucher, um sich etwa zwei Stunden lang vorstellen zu lassen, wer Amazon ist, was Amazon macht. „Das ist neu“, sagt Ralf Kleber, Country-Manager für Deutschland. Führungen in den Logistik-Zentren in ganz Deutschland gibt es schon länger. Nun auch zum ersten Mal in der Zentrale in Schwabing.
Kleber stellt in seinem kurzen Vortrag die Historie des amerikanischen Unternehmens vor. Die Meilensteine der Produkte und der Handelsentwicklung nennt der alerte Manager, seit der ersten Unternehmung in Regensburg, noch heute einer der Standorte des amerikanischen Handelsriesen. Was Amazon wirklich ist, weiß auch er nicht so recht zu beantworten. Immerhin stellt man sich der Frage: „Ist Amazon ein Händler oder eine Tech-Company? Ein Marktplatz oder ein Logistik-Unternehmen? Ein Verleger oder ein Film-Studio?“ stehen auf dem Titel des kleinen Flyers und auf dem Goodie-Bag. Amazon ist alles.
Ralf Kleber ist seit vielen Jahren bei Amazon, auch Carolin Fröhlich von der HR-Abteilung ist schon elf Jahre da. Denise Bayer von der Unternehmenskommunikation, die die Besuchergruppe führt, ist quasi das Küken in der Runde: Seit etwas mehr als einem Jahr dabei. Deutlich wird bei allen: Sie arbeiten gern hier, genießen die Wertschätzung, die Mitarbeitern gegenüber gezeigt wird, die Professionalität, die Kultur. Die, das hat ihnen Unternehmensgründer Jeff Bezos wohl häufiger versichert, etwa bedeutet, das Mitarbeiter auch scheitern dürfen. Sie sind genau, wollen gut sein, denken in großen Dimensionen, übernehmen Verantwortung, entwickeln gern ihre eigenen Mitarbeiter, und haben eins immer im Fokus: Den Kunden.
„Das bestmögliche Einkaufserlebnis“, nennt es Kleber, macht dies etwa deutlich an der Zahl der Klicks, die dafür notwendig sind. Sichtlich stolz ist er auf 6000 Nudelsorten und etliche hundert Staubsauger. Rezensionen zu allen Produkten sind gut, weil sie dem Kunden bei der Entscheidung helfen. Kleber nennt die Rezensoren zugleich Autoren, ein Markt, den Amazon mit Selfpublishing-Instrumenten auch unterstützt. Auf die Frage nach Social Media bleibt er etwas oberflächlich, sagt nur, dass das wichtig ist. Auf die Frage aus der Runde zum Thema Nachhaltigkeit ist er klar: „Sind wir, werben aber nicht damit“. Als Beispiel nennt er Kartonagen, Klebstoff, Füllstoffe. „Die haben früher anders ausgesehen.“
Beim kurzen Spaziergang über den Campus erläutert Denise Bayer bei eisigem Ostwind noch etliche Einzelheiten, hat sogar historische Kindle-Geräte zum Anfassen dabei, auch das frischeste Pad aus der Amazon-Produktion. Wieder im wohligen Konferenzraum übernimmt dann Carolin Fröhlich. Sie suchen die besten Mitarbeiter, haben dazu einen Prozess aufgesetzt, der keine Einzelentscheidung zulässt. Auch sie erwähnt die von Kleber schon erwähnten „Principles“, ein Orientierungs-Leitfaden für alle Mitarbeiter.
Am Ende gibt es für alle einen guten Feedback-Fragebogen für alle Teilnehmer; ich notiere dort als Anmerkungen die nicht erwähnte Fotografier-Erlaubnis und den Hinweis auf ein Gäste-WLAN. Sehr kurzweilige etwas mehr als zwei Stunden, am Ende aber auch ein Achselzucken von Carolin Fröhlich und Denise Beyer. Amazon hat nahezu alles, nur Social Media Relations gehören derzeit noch nicht dazu. Erstaunlich.
cdv!