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Meine ersten zehn Jahre mit Twitter

9. Januar 2018

Twitterjubiläum

Hootsuite zeigt es deutlicher als Twitter: es war 22.35 Uhr am Abend des 9. Januar 2008, als ich meinen Twitter-Account einrichtete. Im Home-Office in Giengen an der Brenz hatte ich wohl einen Blog-Beitrag von Klaus Eck gelesen, der dieses Kurznachrichten-Gedöns empfahl. Neugierig, wie ich war und noch immer bin, folgte ich ihm. Das war spannend. Viel genauer erinnere ich gerade nicht.

33.472 Tweets später sinniere ich, etwas angestrengt, ob der vergangenen Jahre. Seither ist viel passiert. Gutes. Und weniger Gutes. Heute ist mir etwa klar, dass das Interesse für die digitale Welt dazu beigetragen hat, dass unsere Ehe gescheitert ist. Wir waren auf unterschiedlichen Wegen unterwegs, hatten uns auseinander gelebt. Ich konnte die digitale Zukunft schon riechen.

Diese wunderbaren Twitter-Menschen

Das Gute überwiegt. Vor allem dadurch, dass ich großartige Menschen kennen lernen konnte. Eine ganze Reihe der alten Garde, denen ich tatsächlich noch heute folge: Einer Anke Gröner etwa, einem Johnny Haeusler, einem Sven Dietrich, einem Wolfgang Lünenbürger, einem Tapio Liller, dem großartigen Alexander Klarmann, Klaus Eck natürlich. Etwa ähnlich lange folge ich Franziska Bluhm und Thomas Knüwer, Sachar Klein, Uwe Knaus und Marie-Christine Schindler. Aus dem Kennenlernen wurde in besonders einem Fall eine sehr gute Freundschaft: Nämlich die mit Djure.

Das Thema Blog hatte mich damals schon durchdrungen, einen Facebook-Account hatte ich schon einige Wochen vorher eingerichtet. Allerdings war damals noch tote Hose dort, das kam ja später in Deutschland an. Twitter war von Beginn an lebendig.

Haha, die Montagsrunde. Mit UStream und Twitter. Alexander und ich von der schwäbischen Ostalb. Djure und Tapio, Marie-Christine; wer noch?

Die ersten wunderbaren Projekte. Dank dem wunderbaren Maestro Marcus Bosch durfte ich  mit der Opernwerkstatt in Sachen Blog, Facebook und Twitter experimentieren; einige faszinierende Jahre, in denen ich viel gelernt habe. Den Oberbürgermeister-Wahlkampf, den ich für Gerrit Elser mitgestalten durfte, zog in der schwäbischen Kleinstadt eine kleine Schar von Twitter-Nutzern herbei. Wir twitterten live von den Wahlkampf-Veranstaltungen. Es war aufregend. Elser gewann. Es lag eindeutig an den Tweets.

Die Twitter-Community für DocMorris einzurichten, war noch mal ebenso spannend wie Neuland. Und erfolgreich nebenher. Menschen auf dieser Plattform zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen, Themen zu finden und zu bewegen. Ich erinnere an die ersten Tweet-Chats der Diabetiker. Das grandiose Mimimi-Meter für die Befindlichkeit. Und natürlich an die Camps.

Was für eine blöde Frage!

Ach, ja. Twitter und die Barcamps. Das erste in Stuttgart, und dann folgten immer mehr. Twitter und Barcamps gehörten schon immer zusammen; wie wollte man sonst miteinander kommunizieren? Den Volontären legte ich später mehr als nahe, sich einen Account dafür einzurichten.  Sie staunten. Und überhaupt: Hätte es je eine immer größer werdende re:publica geben können ohne Twitter? Ach, cdv!, was für eine blöde Frage.

Heute – zehn Jahre später – finden wir noch immer Menschen, denen wir das Senden, Empfangen, Folgen, Abonnieren, Automatisieren und Dialogisieren erklären müssen. Gleichgültig, ob Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat, Blog oder WhatsApp. Es heißt noch immer „Kurznachrichten-Dienst“. Was für eine scheiß deutsche Bezeichnung für ein digitales Gefühl. Die Kulturtechnik ist noch immer nicht selbstverständlich. Die Kommunikationsräume haben sich verändert in den Jahren, zuweilen auch manifestiert. Viele sind professioneller geworden. Viele Ideen haben es nicht überlebt. Was ich in den zehn Jahren dazu garantiert gelernt habe: Die Gelassenheit, damit umzugehen.  Keine rollenden Augen der Besserwisserei, wenn jemand nicht mag. Dann ist das so.

Ich liebe meinen Stream, ich hadere mit ihm, manchmal. Ab und zu bin ich twittermüde. Ich mag die Ernsthaften genau so wie die Witzbolde. Ich schmunzle noch immer über die Tweets bei den viel zu vielen schlechten Tatort-Folgen, Hauptsache: #tatort. Ich habe noch nie DSDS oder sonst einen Blödsinn im Fernseher geschaut. Ich habe keinen Fernseher. Ich halte das aus, wenn ihr das twittert. Langmut ist meine Devise.

Herzklabaster und das Twitter-Portemonnaie

Mir stolpern noch heute Menschen über den Twitter-Weg, die ähnlich lange wie ich dort schon unterwegs sind. Manchmal auch Newbies, die die Plattform mit etwas Neugier und einigem Argwohn entdecken. In den meisten Fällen sind es großartige und herzliche Menschen, die ich gern aufnehme. Weil es die beste Art ist, sich über einen nicht notwendigerweise definierten Zeitraum kennen lernen zu können.

Das Ach und Zittern der Plattform verfolge ich zuweilen mit Schrecken und Herzklabaster; und würde doch noch immer gern mein Portemonnaie dafür öffnen, den Betrieb damit möglichst lange sicher zu stellen.

Freue mich auf die nächsten zehn Jahre.

cdv!

 

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