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#bcruhr6: Ein Sack Reis wird spannend

15. März 2013

Christian de Vries
Christian Dingler 

Neben den Barcamps werden künftig auch die Blogposts über die Barcamp-Teilnahme wesentlich besser. Und nicht nur die. Das “gelobten” mehr als 60 Teilnehmer, die im Rahmen des #bcruhr6 im Essener Unperfekthaus an der Session “Schönerbloggen-Besserschreiben” von Christian (Dingler) & Christian (de Vries) teilgenommen hatten. Neben vielen technischen Tipps zum Aufbau eines Posts wurden auch Fragen zu Themen und Technik sowie zur passenden Literatur beantwortet.

Mit Themen ist das so eine Sache. Die wenigsten sind von Natur aus so interessant, dass man ihnen freiwillig ein paar Minuten seiner Lebenszeit opfert. Ein paar einfache Kunstgriffe machen allerdings auch das Stück zum sprichwörtlichen Sack Reis zu einer spannenden Geschichte.

Wie sollen also die Blogposts aussehen? Lesbar! Ohne Geschwafel über Anreise oder Küsschen oder Grüße. Das lässt sich anderweitig erledigen. Kommt auf den Punkt. Schnell. Und ihr werdet gelesen.

Kein Mensch liest freiwillig Besinnungsaufsätze oder Erfahrungsberichte, die einfach nur ohne erkennbaren roten Faden kreuz und quer durch die Thematik wabern. Die Kunst des Zuspitzens besteht im Weglassen. Zunächst alles das, was unwichtig ist. Vom Rest sucht Ihr Euch einen Aspekt aus und über den erzählt Ihr.

Der Titel

Kurz und knackig. Wenn der Titel schon vorher feststeht, den Text darunter schreiben. Sonst erst den Text schreiben. Wenn’s schwer fällt: Fünf Titelvorschläge auf ein Blatt Papier schreiben, eine Stunde ruhen lassen. Der beste wird sofort sichtbar. Der knackige Titel wird auch der Tweet, mit dem der Text promoted wird. Also: Krachen lassen!

Wenn Ihr gezwungen seid, über den sprichwörtlichen Sack Reis zu schreiben, gibt es eine Technik, die hilft, das Thema spannend zu machen. Dreht das Rad weiter. Gebt dem Thema einen “Spin”. Einige Aspekte eignen sich besonders gut für einen Spin:

Konfrontation: Umgefallener Sack Reis sorgt für schlechte Stimmung in China
Harmonie: Chinesische Familie versöhnt sich über umgefallenen Sack Reis
Wirtschaft: Jährlich Schäden von 1,5 Mio. Euro durch umfallende Reissäcke
Tradition/Geschichte: Schon die alten Römer nervten Geschichten über umfallende Reissäcke
Zukunft: Startup verspricht: Nie wieder umfallende Reissäcke
Nähe: Sack Reis im Essener Unperfekthaus umgefallen
Außergwöhnlichkeit: Sack Reis ausnahmsweise stehen geblieben

Der Teaser (Vorspann)

Das Wichtigste voran: Erkenntnis, Einsicht, Nachricht. Dann: Möglichst viele W-Fragen (wer, was, wann, wo, warum, wie) in den ersten Sätzen verpacken. Dann weiß der Leser worum es geht (siehe oben).

Ihr merkt schon: Das kann unter Umständen sehr plakativ werden. Nicht alle Spins geben auch eine vernünftige Geschichte ab. Die Technik hilft allerdings, das Thema weiter zu drehen und einen Aspekt zu finden, der es Wert ist, erzählt zu werden.

Der Text

Auch knackig. Aktive Formulierungen, kurze Sätze, nicht mehr als 14 Wörter pro Satz, wenn möglich. Mut zur wörtlichen Rede, gute Zitate sind Salz und Pfeffer jeden Beitrags. Der Leser klebt an den Lippen derer, die zitiert werden. Die Fakten übersichtlich präsentieren, gern per Spiegelstrichen oder Nummerierungen. Nicht immer lange erklären. Dafür gibt es Links.

Bei längeren Texten mag nicht nur die Suchmaschine Zwischenüberschriften. Der Leser dankt, weil es dem Text Struktur gibt.

Wenn es nicht nur um Fakten geht, könnt ihr Bilder und Situationen beschreiben. Führt den Leser in die Situation, die euren Anlass widergibt. Adjektive sind in dieser Situation Zucker. Beschreibt die Atmosphäre, das Drumherum. Schafft ein Bild.Erzählt von Menschen

Viele kennen aus dem Studium das Gefühl, sich durch einen Text quälen, ihn erarbeiten zu müssen. Das hat einen Grund. Abstrakte Sachverhalte sind sehr trocken. Sie fesseln, wenn überhaupt, nur absolute Fachleute. Was uns fesselt, sind Geschichten von echten Menschen. Erzählt also nicht die Geschichte “In Essen ist ein Sack Reis umgefallen” – was ich lesen möchte, ist “Stefan und Katja waren entsetzt, als sie am Morgen des 10. März einen umgefallenen Sack Reis im Lager des Unperfekthaus in Essen entdeckten.” Das mag jetzt ein sehr plakatives Beispiel sein, aber Ihr merkt – es funktioniert. Je nach Geschmack kann man auch weniger dramatisch formulieren. Sollte man vielleicht sogar.

Die Literaturhinweise und eine gute Zusammenfassung unserer Session hat Frank Bergmann parat: http://blog.hildwin.de/2013/03/10/bcruhr-blogger-lesen-tageszeitung/

Dieser Beitrag ist die Dokumentation unserer gemeinsam gehaltenen Session “Schöner Bloggen” auf dem Barcamp Ruhr.

Ein wunderbares Tool zur Textüberprüfung: http://wortliga.de/textanalyse/

Dank den Sponsoren GLS Bank, Wunderman, Denkwerk, TechSmith, Rheinschafe, Simyo, 9elements, LVQ, pixoona, lokalkompass.de, spontacts, immowelt.de, autonetzer.de, Kwiitsch.

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  • Uschi Ronnenberg 17. März 2013 at 09:19

    Teilweise ganz ähnliche Regeln lernt man in der PR-Ausbildung für das Abfassen von Presse-Informationen. Ich find’s total gut, das auch mal fürs Bloggen zu formulieren. Ist doch nervtötend viel Geschwafel online…