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Verändert eure Konferenzen!

13. Oktober 2016

Der Bayerischen Medien- und Servicegesellschaft sei eins ans Herz gelegt: Verändert eure Konferenzen! Macht sie zu interaktiven Veranstaltungen, bei denen Teilnehmer und Vortragende intensiver und gründlicher ihre Themen diskutieren können. Macht daraus ein Barcamp. Nirgend wurde es deutlicher als bei der Transforming Media #tm16 im Museum für Kommunikation in Nürnberg. Um 17 Uhr waren alle Teilnehmer von der Frontbeschallung müde, die Interaktion am Ende: Null.

Und beim durchaus wohlgemeinten Rundumschlag gleich noch eins: Liebe Präsentatoren, lernt präsentieren! Die Qualität der Redner auf dieser Medien-Konferenz war zuweilen unterirdisch; nicht mal die Inhalte, sondern eher die Art, wie sie präsentiert wurden. Das Ergebnis: Wenig Diskussion, wenig Erkenntnis, Enttäuschung bei den Teilnehmern.

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Deutlich wurde das etwa bei Hansi Voigt, der durchaus etwas vorzuzeigen hat. Der Gründer und ehemalige Geschäftsführer und Chefredaktor bei watson.ch hat durchaus gute Ideen zum künftigen Journalismus. Wie können sie ankommen, wenn er sie nicht präsentieren kann? Zu volle Slides, kein Feuer in der Stimme, keine Zuwendung zum Publikum. Wie will sich die Verlags- und Journalismusbranche ändern, wenn es nicht gelingt, das Publikum und dabei die eigene Branche zu begeistern?

Das konnten tatsächlich nur zwei der Vortragenden: Christiane Brandes-Visbeck und Sarah Heil von Merkurist zeigten den Herren und Damen, wie Selbstbewusstsein geht. Christiane war die erste Vortragende, die ihre Folien nicht für das Publikum abgelesen hat. Danke. Gleichzeitig auch der wichtige Hinweis von ihr, dass Änderung nur mit Mitarbeitern funktioniert. Sie müssen mitmachen.  Und man muss sie mitmachen lassen.

Ganz ehrlich: Die Podiumsdiskussion mit Manuel Conrad (Merkurist), Svenja Teichmann (crowdmedia), Alexander von Streit (Krautreporter) und dem großartigen Werner Wittmann von kicker  hätte spannender sein können. Nicht zuletzt durch Svenja, die einen anderen Blick auf den Journalismus hat. Ihre Kritik am Content-Marketing ist ernst zu nehmen. Die Frau hat was drauf.  Dass insbesondere die Krautreporter ein anderes Journalismus-Modell verfolgen, hätte dabei durchaus deutlicher werden können. Braucht Journalismus eigentlich Werbung? Krautreporter sagt: Nein. Und lebt damit. Noch nicht gut. Aber immer besser.

Die Konferenz konnte leben, weil sie mit Richard Gutjahr einen guten und versierten Moderator hatte. Einer, der durchaus gute Fragen an seine Teilnehmer stellt, der zwischendurch „Gummihühner verkauft“, der sich in diesem digitalen Wandel gut auskennt, genügend Hintergründe kennt, um die richtigen Fragen zu stellen.

Selbst der sehr gute Cliff Fluet (mit einem sehr merkwürdigen Dreh zur künstlichen Intelligenz) und der sehr schlecht präsentierende Daniel Grassinger (Kryptowährungen) konnten am Ende ein Konferenz-Format nicht mehr heraus reißen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer hatte die Veranstaltung schon verlassen.

Für mich ein deutliches Signal an die Veranstalter: Besser werden! Ihr müsst, wenn ihr Veränderung fördern wollt, euch selbst ändern. Mit anderen Veranstaltungen. Schafft ihr. :)

cdv!

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  • Svenja Teichmann 13. Oktober 2016 at 17:56

    Danke für die Blumen.
    Ich habe zu wenig gesehen, um deine Meinung über die Veranstaltung teilen zu können. Das was ich sah fand ich spannend – bei der Art und Weise des Präsentierens geht sicherlich noch was!

    VG Svenja
    *die Frau die was drauf hat ;)

  • Jim Sengl 20. Oktober 2016 at 13:15

    Danke für die konstruktive Kritik.

    Als Veranstalter möchte ich jetzt garnicht in den Verteidigungsmodus verfallen, da aus dem Artikel ja auch hervor geht, dass einiges ganz gut war.

    Wir können aber definitiv noch besser werden und gerade der Punkt mit der Interaktion trifft es ziemlich gut. Das wird nicht ganz einfach, da nicht jeder Interaktion möchte, aber der reine Frontalvortrag ist für die Zukunft auch nicht die Lösung.

    Also noch einmal Danke für die Anregungen, es arbeitet schon in uns ;)

    Jim Sengl